Siegmund Freud

Siegmund Freud

Wichtige Begriffe in der Arbeit von Siegmund Freud.

Was bedeutet der Begriff „Psychosexuell“

Die Antwort auf die Frage warum Siegmund Freud nicht nur oral / körperliche Bedürfnisse in die Definition der oralen Phase übernimmt, liegt für mich in dem Begriff Psychosexuell begründet.

Es ist klar, dass es sich bei der Definition aller fünf Phasen (oral, anal, ödipal, latenz und genital) nicht nur um rein körperliche Vorgänge handeln kann, sondern der seelische Bezug und Ausdruck gemeint ist.

So genügt es nicht, dass ein Baby in der oralen Phase genug Nahrung erhält und an irgendetwas nuckeln kann, um eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen. Zuneigung, Ansprache, Nähe und Geborgenheit sind Grundbedürfnisse, die von Geburt an entscheidend sind. Wenn diese nicht erfüllt werden, wird das Urvertrauen beeinträchtigt, und das wiederrum drückt sich meist im späteren Leben in Form von psychischen Problemen aus.

Als Begründer der Psychoanalyse war Sigmund Freud immer an den seelischen Hintergründen menschlichen Verhaltens interessiert.

Seine herausragende Bedeutung, die unsere Welt verändert hat und bis in die heutige Zeit hineinwirkt, war ja, dass er anlässlich seiner Erfahrungen mit Hypnose, entdeckte, dass es in uns allen einen unbewussten Anteil gibt und dieser unser Verhalten beeinflusst.

Um dieses Phänomen begreifen zu können, studieren zu können und damit arbeiten zu können war es wichtig eine systematische Zuordnung und Beschreibung zu erschaffen.

Die körperlichen Entwicklungen vom Säugling bis zum Erwachsenen hin, dienten ihm, um zu fassen, und beschreiben zu können, was seelisch vor sich geht. Daher ist es logisch, dass er nicht bei der bloßen Ernährung oder dem körperlichen Reiz in der oralen Phase verbleibt: Der Säugling baut Kontakt zu seiner Umgebung auf. Das orale erspüren des Babys ist bei Freud eine Veranschaulichung, die es uns ermöglicht einen seelischen Prozess in körperlichem Verhalten zu begreifen.

Die körperlichen Entwicklungen sind ein Spiegel der seelischen Entwicklung. Körpergefühl (Saugen) und seelisches Gefühl (Nähe) sind Eins. Erst viel später in unserer Entwicklung erleben wir da eine Trennung und sehen uns als Körper, Geist und Seele. Der Säugling ist vollständig unbewusst. Alles Erleben ist hier und jetzt. Gefühl ist zunächst Gefühl ob nun körperlich oder seelisch. Ich denke das war Freud klar geworden. Er hat gesehen, dass da von Anfang an eine Seele ist die Beachtung braucht und das gesamte spätere Leben beeinflusst.

Damit hatte er einen Quantensprung aus der limitierten Vorstellung seiner Zeit heraus gemacht.

Ein Beispiel, welches für mich eine tiefe persönliche Erfahrung war und mir die Wichtigkeit von Nähe und Geborgenheit, die das Baby durch das Nuckeln erlebt, gezeigt hat: Unsere Tochter Laura war gerade 2 Tage alt, als in der Klinik eine Blutentnahme gemacht werden musste. Laura begann zu schreien als die Nadel sie stach und mir tat das in der Seele weh. Instinktiv gab ich ihr meinen kleinen Finger, damit sie etwas zum Nuckeln hatte und um sie wissen zu lassen, dass ich da bin. Sofort war sie beruhigt und die Nadel schien sie überhaupt nicht mehr zu stören. In diesem Kontakt lag alles: Befriedigung durch die Berührung und Nähe. Mama ist da, alles ist in Ordnung. Der Kontakt über den Mund und das Gefühl von Zuwendung und Geborgenheit sind eins. Untrennbar, mit einander Verbunden.

Sigmund Freud (Fotografie von Freuds Schwiegersohn Max Halberstadt, 1921)

Das Es und das Über ich

Ein Beispiel:

Der kleine Karl befindet sich mit seinen 2,5 Jahren in der Analen Phase (Trotzphase). Er beginnt autonomer zu sein und übt mehr Selbstbestimmung zu erlangen. Laut Siegmund Freud ist das ein Konflikt zwischen „es“ und „über ich“.

Der Junge möchte seinem Trieb folgen „es“ (Die Autotür öffnen), der Vater hat eine übergeordnete, für Karl unverständliche Forderung und steht für das für das „über ich“. Karl hat noch kein ausgebildetes „ich“, um zwischen diesen beiden Instanzen zu vermitteln und eine Lösung zu finden. (Er spricht von sich in der 3. Person) Laut Erik Erikson geht es hier weniger um den Konflikt zischen „es“ und „über ich“, sondern um Selbstbestimmung im Gegensatz zu Fremdbestimmung. In beiden Fällen erlebt das Kind einen für diese Phase typischen Konflikt. Dem Kind zu helfen diesen Konflikt auf positive Weise zu meistern ist entscheidend für seine Zukunft.

Für Karls Entwicklung ist es auf der einen Seite wichtig, dass der Vater Stabilität repräsentiert aber auf der anderen Seite ist es wichtig, dass Karl seine Autonomie erkundet und an Selbstvertrauen gewinnt.

Klare Grenzen sind also entscheidend, aber auch Unterstützung und Lob auf dem Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit.

Einen Weg zwischen diesen beiden Positionen zu finden ist für Eltern oft schwierig.

Was er besser machen könnte ist, erst einmal zu begreifen, dass er, der Vater, nicht gemeint ist, wenn der kleine Karl wütend ist und schreit. Es wäre wichtig, dass der Vater mit ihm spricht. Nach Möglichkeit ruhig, klar und liebevoll, anstatt die Schotten dicht zu machen, was in Karl sicherlich ein Gefühl der Ablehnung auslöst und seine Verzweiflung noch vergrößert.

Wenn machbar, wäre es gut einen Kompromiss zu finden wie z.B. „wir üben das jetzt zusammen (Papa macht die Tür auf, aber Karl kann mit anfassen…)  und später, wenn ich Dich abhole, dann kannst Du es probieren“. So könnte die Fahrt losgehen, der Vater kann zügig starten und Karl wird nicht abgeschmettert.

Vielleicht ist es dann trotzdem so, dass Karl weiter wütend ist und schreit. Dann wird es um so wichtiger, dass der Vater in Kontakt mit seinem Kind bleibt, weiter mit Ihm spricht und Verständnis vermittelt.

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